
Wandfarben sind gar nicht so kompliziert herzustellen. Dazu muss man allerdings verstehen, woraus sich Wandfarben zusammensetzen.
Sie bestehen aus farbigem Pigment bzw. Farbstoffen, Bindemitteln und Lösemitteln.
Weitere Inhaltsstoffe sind die sogenannten Additive (Hilfs- und Zusatzstoffe).
Mit ihnen lässt sich das Verhalten der Wandfarbe beeinflussen. So kann man zum Beispiel die fungizide und algizide Wirkung (gegen Pilz- und Algenbefall) einstellen.
Möglich ist es auch, die das Fließverhalten (Viskosität) und die Änderung des Fließverhaltens durch mechanische Einflussnahme (Thixotropie) herbeizuführen. Man setzt sie auch bezüglich der Haltbarkeit und Lagerbarkeit ein. Sikkative beeinflussen das Trocknungsverhalten.
Diese Additive und Sikkative können unter Umständen zu Reaktionen bei Menschen führen. Das ist der Grund dafür, dass sich immer mehr Menschen natürliche Farben ohne derartige Zusätze wünschen. Will man allerdings auf Nummer sicher gehen, sollte man seine Farbe selber machen.
Ein ganz simples Rezept bietet Kalk-Kasein-Farbe
Da Kalk jedoch ätzend ist, sollte man sich mit einer Schutzbrille und -handschuhen sowie einer Atemmaske FFP2 ausstatten. Nach Möglichkeit sollte man sich nicht die beste Kleidung überstreifen oder gleich auf einen Einwegoverall ausweichen.
Folgende Zutaten werden benötigt:
- Kalk (Pulver bietet die einfachste Anwendung)
- Magerquark (in fünffacher Menge zum Kalk)
- Wasser (auf 1Kg Kalk etwa 3Liter Wasser – damit lässt sich die Farbe dicker oder dünner einstellen)
- Ein großes Fass oder einen Eimer – je nach gewünschter Menge
- nach Bedarf farbiges Pigment (nicht mehr wie 10 %, sonst bindet die Farbe nicht mehr ab)
Schritt für Schritt zur fertigen Farbe:
- Zuerst unbedingt die Schutzausrüstung anlegen!
- Anschließend den Kalk und den Magerquark gründlich vermischen.
- Die entsprechende Menge an Wasser zugeben und wieder gründlich rühren.
- Jetzt kann das gewünschte farbige Pigment schrittweise zugegeben werden. Wichtig dabei ist, dass das Pigment kalk-echt ist. Am leichtesten ist es das Pigment vorab in etwas Wasser einzurühren, bis das Pigment vollständig gelöst ist und es dann beizugeben.
Streut man hingegen das trockene Pigment ein, kann es geschehen, dass es sich nicht vollständig auflöst und sich bei der Verarbeitung aufreibt. Das heißt, dass das noch immer körnige Pigment einen deutlichen Streifen hinterlässt.
Dies ist besonders problematisch, da man nun direkt an der Wand das Pigment in die Farbe mechanisch einbinden muss. Eine ärgerliche und unnötig anstrengende Prozedur, die den Spaß an der Arbeit trübt.
Wissenswertes:
Nur eine vollständig getrocknete Anstrichprobe zeigt den echten Farbton. Das liegt ganz einfach daran, dass mineralische Farben bis zu sieben Farbtönen heller auf trocknen. Das bedeutet, dass die Farbe im Eimer super knallig aussehen kann und das Endergebnis auf der Wandfläche unglaublich hell und zart sein kann.
Einige Nachteile besitzt diese Farbe. Zwar ist sie zu 100 % natürlich und hochatmungsaktiv (diffusionsoffen), aber sie ist nicht so abriebfest wie eine handelsübliche Dispersionsfarbe. Außerdem kann man lediglich gedeckte Farbtöne herstellen.
Richtig knallige Farben sind nicht möglich. Der Grund hierfür ist, dass man zu viel Pigment bräuchte und die Farbe nicht mehr abbinden (trocknen) würde. Wer jedoch erdige Töne liebt, ist mit dieser Kalk-Kasein-Farbe gut beraten.